Pages

Bild

Bild

World’s second best place to be born

Vor ein paar Tagen in der Zeitung. Eine Sensation! Balsam für die Seele des Durchschnittsaustraliers. Eine Studie belegt, dass Australien 2013 das zweitbeste Land der Welt ist, in dem man geboren werden kann. Juhu! Da haben wir es mal wieder. Australien, das beste Land der Welt. Jedenfalls wenn es nach seinen Bewohnern geht. Die Menschen sind auch so glücklich hier, manchmal frage ich mich, wie die das machen. Vielleicht sollte ich mir eine Scheibe von ihnen abschneiden.

Die Ergebnisse der Studie kommen durch die Analyse mehrerer anderer Studien zustande. Folgende Kriterien spielen dabei eine tragende Rolle: Wie glücklich sich die Menschen schätzen, aber auch Geographie, Demographie, soziale und kulturelle Aspekte, sowie die politische Ausrichtung und die Wirtschaftslage fließen in das Ergebnis mit ein. Link zum Artikel

Zum Sieger der Studie wurde übrigens die Schweiz gekürt. Platz drei ging an Norwegen, gefolgt von Schweden und Dänemark. In dem Artikel heißt es weiter, dass Australien nur um 0,1 Punkte hinter der Schweiz liegt und damit sein Ziel sehr knapp verfehlt hat. Autsch. 0,1 Punkte – das tut den Aussies sicher weh. Fast hätten sie es geschafft, fast wären sie zur besten Nation der Welt gekürt worden. Ob sich auf der anderen Seite der Welt die Bürger der Schweiz gerade himmelhoch jauchzend freuen?

No worries!
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
0 Kommentar(e)

Movember

Es ist Ende November. Um diese Jahreszeit dürfte man in Australien bereits einige männliche Wesen mit stattlichem Schnurrbart entdecken. Der hatte jetzt immerhin vier Wochen Zeit zu wachsen.

Die jährliche Initiative »Movember«, die sich aus den Wörtern »moustache« und »november« zusammensetzt, gibt es seit 2004 und wurde in Melbourne ins Leben gerufen. Um auf Prostatakrebs und andere Krankheiten bei Männern aufmerksam zu machen, haben sich damals 30 Männer zusammen geschlossen, um 30 Tage lang einen Schnauzer wachsen zu lassen und so die Öffentlichkeit zum Spenden aufzurufen. Seither findet die Kampagne unter breiter Beteiligung der Öffentlichkeit jedes Jahr statt. Im November zeigen unzählige Männer Solidarität und lassen sich einen lustigen Schnauzer wachsen. Am Ende des Monats werden die schönsten Schnurrbärte gekürt und die Spendengelder gezählt. Auch in einigen anderen Ländern der Welt ist die Aktion »Movember« mittlerweile verbreitet. Wer mehr wissen will, Infos und Fotos zum Thema gibt es hier: Movember

No worries!
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
Labels:
0 Kommentar(e)

The best of the best

In Australien kriegt man nur das Feinste vom Feinsten und das Beste vom Besten. Das ist doch wohl klar! Jedenfalls wenn es nach den Aussies geht. Die glauben das nämlich gerne ... oder reden es sich zumindest ein. Manchmal bringen mich die Australier mit ihrer Selbstverliebtheit und ihrer Überheblichkeit echt zum Lachen. Sich selber auf die Schulter klopfen und mit geschwellter Brust – das macht man hier gerne. Bescheidenheit? Also bitte, mit dem kannst du wohl zu Hause bleiben!

So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Opera Bar in Sydney als »best beer garden in the world« bezeichnet. Das macht mich irgendwie stutzig. Klar, eine einmalige Aussicht ist es allemal – aber ein Biergarten? Der schaut doch wohl irgendwie anders aus. Da fehlen das erholsame Grün und die Bäume und die Bierkrüge. Läuft man aber ein paar hundert Meter weiter, dann kommt man glatt am »best café in the world« vorbei. Wie viele Restaurants es in Sydney mit dem Namen »Best Thai« gibt, habe ich bereits aufgehört zu zählen. Und in Bondi am Strand wird auf riesigen Plakaten mit den »most beautiful apartments in the world« geworben.

Bei so viel »best of the best« fällt es machmal echt schwer, die wirklich guten Dinge im Auge zu behalten. Wenn alles einfach nur großartig ist, wie filtert man dann jene Sachen heraus, die tatsächlich gar nicht so gut sind? Mein Tipp des Tages also: Nehmt nicht immer gleich alles für bare Münze, was euch die Aussies erzählen, sondern überzeugt euch lieber selbst.

No worries!

FOTO: LACHLAN HARDY (FLICKR)
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
Labels:
0 Kommentar(e)

Ozzie Ozzie Ozzie – Sind Australier rassistisch?

Gestern hat sich folgendes in einem Bus in Melbourne abgespielt. Angefangen hat es so: Eine Touristin trällert auf Französisch vor sich hin. Geendet hat das ganze so: Ein wütender Australier schlägt die Scheibe des Busses ein. Alles was dazwischen war, ist ziemlich peinlich.

Wer glaubt, dass Multikulturalität vor Rassismus schützt, der hat definitiv falsch gedacht. Auch in Australien, wo man gerne betont, dass jeder Mensch gleich behandelt wird und dieselbe Chance bekommt, gibt es Rassismus. Und davon nicht gerade wenig.

Mehr will ich gar nicht kommentieren – schaut euch das Video an, das von einem Augenzeugen zusammen gestellt wurde und beurteilt selbst. Wer Probleme mit dem australischen Slang und/oder Humor hat, kann auch einfach hier nachlesen: Link zum Artikel

No worries!

Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
0 Kommentar(e)

Als Grafik Designer in Sydney

Neugierig, ganz ohne mich informiert zu haben und mit unschuldigen Augen bin ich als Grafik Designer nach Australien gekommen. Was mich da erwartete, von dem hatte ich keine Ahnung. Wie so oft im Leben, weiß man die Dinge erst dann zu schätzen, wenn man sie nicht mehr hat. Vor allem wenn man gewisse Sachen bisher für ganz selbstverständlich gehalten hat. Aber auch was die Design Branche betrifft, muss ich mir leider eingestehen, wie auch immer man es dreht und wendet, Australien ist nun mal einfach etwas weg vom Schuss.

Die erste Sache, eigentlich eine absolute Kleinigkeit, an der ich schon gescheitert bin: Ein stinknormales Kopierpapier für Inkjet Drucker mit mehr als 80 g/m² zu finden. Kann das wirklich so schwer sein? Ich war in so vielen Bürobedarf-Läden, Bastel-Läden, Kunst-Läden ... und wurde nicht fündig. Im Internet? Auch da war meine Suche erfolglos. Gibt es das, dass in Australien niemand das Bedürfnis hat, etwas für den Eigenbedarf auf dickerem Papier auszudrucken?

Als nächstes habe ich einige interessante Dinge über Druckereien gelernt. Wie z.B. dass die Produktion von Büchern hauptsächlich in China abgewickelt wird. In Australien wird gedruckt und dann alles zum größten Handelspartner entsandt, um es dort binden zu lassen. Ich habe mir sagen lassen, dass es in der ganzen Stadt Sydney nur noch sehr wenige Buchbinder geben soll, die noch übrig bleiben und ihr Handwerk tun. Traurig ... die sind hier wohl bald ausgestorben.

Dann hab ich mich auch darüber gefreut, in einer so großen (Welt-)Stadt wie Sydney zu leben. Wo es viele Designer gibt, da gibt es sicher auch Unmengen an Designläden für Grafiker, wo man Bücher, Magazine und andere Designartikel bekommt. Ich wurde leider enttäuscht. Die einzige Buchhandlung für Design ist ungefähr halb so groß wie jene in Basel (wer schon mal in Basel im Domus-Haus war). Die Preise sind wie zu erwarten hoch, viele der Bücher importiert. Es gibt jedoch ein außerordentlich großes Fachgeschäft für Design-Magazine. Da wurde es mir richtig warm ums Herz, als ich den Laden betrat ... die Wärme verschwand allerdings, als ich feststellte, dass ein Großteil der Grafik Magazine aus Europa und vor allem auch aus dem deutschsprachigen Raum kommt und hier zum doppelten Preis verkauft werden. Schluck. Das tut meinem Geldbeutel nicht gut.

Blättert man australische Design-Magazine durch, dann findet man zu meinem Erstaunen auch folgendes vor: In Melbourne ist hin und wieder was los, ansonsten wird fleißig über europäische Ereignisse berichtet. Dutch Design Week, Milan Design Week, Stockholm Design Week und der deutsche Red Dot Award. Weiters findet man auch immer wieder Anzeigen von Büchern des Taschen Verlag und Gestalten Verlag, beide ebenfalls aus Deutschland. Irgendwie werde ich also das Gefühl nicht los, hier passiert nichts. Wir sind zu weit weg vom Geschehen.

Das mit den Papiervertrieben ist auch etwas verflixt. Die zwei größten in Australien vertreiben eine ganze Reihe europäischer Papiere, auch welche aus Deutschland und Österreich. Verflixt deshalb, weil einige Papiere hier andere Namen haben, aber entweder gleich oder zumindest ähnlich sind wie jene daheim. Man hat mich auch aufgeklärt, dass es bei einigen europäische Papieren gang und gäbe ist, die niedrigen Grammaturen zu importieren und die höheren hier produzieren zu lassen. Deshalb unterscheidet sich auch der Farbton leicht, wenn man die Papiere miteinander vergleicht. Andere Länder, andere Sitten.

Eine Papiermustermappe zu bekommen, ist auch gar nicht so einfach. In Österreich hatte ich sogar als Student kein Problem, eine Mappe zu bekommen – man investiert ja schließlich in die Zukunft. Hier ist man etwas knausrig. Der Kommentar eines Australiers aus der Branche dazu: »Das ist nun mal der Preis den man zahlt, wenn man am Arsch der Welt lebt. Uns wirft man hier nichts nach. Wozu auch? Wir sind ja viel zu weit weg vom eigentlichen Geschehen.« So ist das also. Ich fühl mich schon viel weiser als noch vor einem Jahr. Nicht mehr blauäugig, sondern eher schon etwas abgehärtet. Und manchmal vermisse ich die gute alte deutschsprachige Grafik-Szene. Da ist was los!

Zum Schluss aber noch etwas äußerst Positives, das ich hier gelernt habe. Man kann Bleisatz auch auf ganz moderne Art und Weise verwenden. Es ist sogar möglich, ein Geschäft daraus zu machen, das so erfolgreich ist, dass es gleich zwei gute Dinge mit sich bringt: Es erweckt die ursprünglichste aller Druckarten wieder zum Leben und produziert gleichzeitig wunderschönes modernes Design. In Sydney gibt es eine Druckerei, die mit Bleisatz-Druckmaschinen aber ohne eigentlichen Bleisatz arbeitet. Stattdessen werden vorgefertigte Druckplatten verwendet, die jegliches Design möglich machen. Achja und die Namen dieser alten Maschinen sind übrigens Wolfgang, Heidi und Klaus. Sie kommen nämlich – wer hätte es gedacht – auch aus Deutschland.

No worries!
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
Labels:
0 Kommentar(e)

Hypocrisy

Es gibt ein Wort, das bei uns bei weitem nicht so häufig verwendet wird, wie in Australien. Täglich hört man die Aussies sagen, irgendjemand anderer sei ein »hypocrite« oder man beschwert sich über die »hypocritical« Medienlandschaft und die immer schlimmer werdende »hypocrisy« in der Politik. Aber was heißt das nun genau? Die deutsche Übersetzung dafür lautet »Heuchler« oder »Scheinheiliger«. Die Australier erklären das so: Ein Heuchler ist jemand, der etwas predigt, zu dem er selber nicht steht. Oder jemand, der ständig seine Meinung ändert und widersprüchlich handelt. So ähnlich wie ein Lügner halt.

Manche Aussies beklagen sich darüber, dass die australische Gesellschaft nur aus Heuchlern und Lügner bestehen würde und die Politik einem dasselbige vorlebt. Irgendwie scheint auch jeder hier mal den Status eines »hypocrite« erlangt zu haben: Premierministerin Julia Gillard, Oppositionsführer Tony Abbott, Julian Assange, Australiens reichste Frau Gina Rinehart, Mahatma Gandhi, die katholische Kirche, Jamie Oliver, AFL Player Leigh Matthews und so weiter und so fort. Es scheint, als wäre dies geradezu ein Modewort. Dabei ist »hypocrite« in der australischen Alltagssprache doch eigentlich nichts anderes, als eine Umschreibung eines Lügners. Jemand, dem man nicht trauen kann, dem man nichts glauben darf. Das Gegenteil von einem aufrichtigen Menschen.

Was steckt also dahinter? Bei den Australiern scheint ein bisschen »hypocrisy« fast ein ganz normaler Charakterzug zu sein, den sich viele Menschen hier – ob bewusst oder unbewusst – aneignen. Dazu bin ich über einen interessanten Bericht gestolpert, als ich ein Magazin durchgeblättert habe. Der Verfasser schreibt darin (sinngemäß): »Wir Australier lieben Heuchler. Wir empfangen sie mit offenen Armen, wir entschuldigen ihr Verhalten und wir belohnen sie sogar dafür, indem wir ihnen zu Machtpositionen verhelfen.« Er stellt sich selber die Frage, warum das australische Volk die ganzen Lügen in Politik und Medien einfach so hinnimmt und beantwortet sie wie folgt: »Weil die Australier selbst den heuchlerischen Traum leben.« Sie beschweren sich über die teuren Lebenshaltungskosten, belasten aber weiterhin fleißig und ohne mit der Wimper zu zucken ihre Kreditkarte. Sie trinken selber nur fettarme Milch, stopfen ihre Kinder aber mit Chips, Cookies und Cola voll. Sie reden lauthals darüber wie gesund barfuß laufen ist, tragen aber weiterhin ihre 10 cm hohen Stilettos. Sie machen gerne Luxus-Urlaube und gehen dafür bevorzugt in Dritte Welt Länder.

So kommt mir das manchmal auch vor. Australier handeln gerne widersprüchlich. Es scheint hier einfach viel wichtiger zu sein, wie jemand dasteht und was die anderen über einen denken, ob man beliebt ist und bei jemandem punktet, als dass man ein aufrichtiger und ehrlicher Mensch ist. Da tut man doch lieber so als ob. Auch wenn eigentlich jedem klar ist, was gespielt wird. Und genau so machen’s die Politiker hier ja auch. Jetzt bleibt nur die Frage: Hat ihnen das australische Volk das abgeschaut oder war es vielleicht doch anders rum?

No worries!
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
Labels: |
2 Kommentar(e)

Triple J

Als ich aus Österreich weg gegangen bin, hab ich mich schon gefragt, welchen Radiosender ich in Zukunft hören soll. Ich bin ja eigentlich kein Mensch, der dauernd Musik hört. Weder brauche ich es unbedingt beim Arbeiten, noch trage ich ständig meinen iPod mit mir rum – aber ich liebe FM4 und das Radio während dem Autofahren aufzudrehen. Es gibt nichts besseres! Die australische Version von FM4 heißt Triple J. Ein alternativer Musiksender. Und da mir die alternative australische Musik besonders gut gefällt, trifft sich das super. Ich kann es also kaum erwarten, ins Auto zu steigen und Triple J anzumachen ... Danke, dass es dich gibt!

No worries!

FOTO: LAURANCE BARNES (FLICKR)
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
Labels: |
0 Kommentar(e)

Odyssee durch Sydney

Die Mission: Den »Scenic Walkway« von der Spit Bridge nach Manly zu machen.
Strecke: Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von Leichhardt zur Spit Bridge, auf dem Rückweg von Manly nach Leichhardt.
Distanz: ca. 35 km gesamt
Zeitfaktor: ca. 2,5 Std. unterwegs
Kostenpunkt: ca. 27 Dollar
Gesamtbewertung: Einmal und nie wieder!

Heute möchte ich mal im Detail eine Odyssee mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kreuz und quer durch Sydney schildern. Ach komm, so schlimm kann es doch wirklich nicht sein! Das werden viele von euch jetzt wohl denken. Ich möchte damit aber zeigen, dass ich nicht total überreagiere. Dass ich keine verwöhnte Europäerin bin, der das öffentliche Verkehrsnetz hier einfach nur »nicht gut genug« ist. Sondern dass es wirklich eine Frechheit und eine Zumutung ist. Für Touristen wie für Ortsansässige. Und dass mein Gejammere sehr wohl berechtigt ist. Beurteilt selbst!

Meine Begleiterin und ich wollten also den Scenic Walkway machen. Dafür haben wir erstmals ein Ticket gekauft und den Bus in die Stadt gekommen. Das ging ja noch gut. Dann wollten wir die Fähre nehmen, weil das Luftlinie gesehen ja der kürzeste Weg ist. Es war schon mal schwer, überhaupt die richtige Fähre zu finden ... weil die Leute die da arbeiten, keine Ahnung haben. Man merke sich: In Australien werden die Busfahrer, Ticketverkäufer etc. nur bezahlt, um nett zu lächeln, aber nicht um Auskunft zu erteilen! Die wissen nämlich in den meisten Fällen rein gar nichts. Wir haben also ewig gebraucht, um überhaupt die richtige Fähre zu finden. Als wir dann schließlich am Anlegeplatz standen, kam sie einfach nicht daher. Plötzlich hieß es, diese Fähre fährt heute von Steg soundso. Abfahrt in zwei Minuten! Also wieder raus gerannt ... beim nächsten Anlegeplatz dem Mann versucht zu erklären, warum unser Ticket ungültig ist (weil wir es ja bereits beim falschen Anlegeplatz stecken mussten). Der hatte natürlich keine Ahnung ... ließ uns dann aber trotzdem durch.

Okay. Gut. Wir sind auf der Fähre. In Mosman angekommen, nehmen wir den Bus. Wir erklären dem Fahrer, wo wir hin wollen. Der hat Gott sei Dank gesunden Menschenverstand und versucht uns zu schildern, wie wir dahin kommen. Zahlen müssen wir nicht – der arme hat Mitleid mit uns – weil eigentlich wäre das eine Pre-Pay Station (Tickets können nicht beim Busfahrer, sondern müssen vorab in einem Kiosk, Laden, Zeitungsstand, Supermarkt etc. gekauft werden). Wir sind aber in einer Wohngegend am Fuße eines Hügels und der nächste Kiosk wär ein ganzes Stück bergauf. Danke, lieber Busfahrer. Schließlich müssen wir umsteigen. Der neue Bus ist ebenfalls nur Pre-Pay. Da es an den Bushaltestellen aber keine Ticketmaschinen gibt, müssen wir zuerst einen Laden finden, der Tickets verkauft. Gesucht, gefunden. Ein Kiosk in der Nähe. Wir erklären dem netten Verkäufer, wo wir hin müssen. Der hat natürlich keine Ahnung, wo das ist und will uns sicherheitshalber das teuerste Ticket verkaufen. Na, toll. Viel zu viel bezahlt, dann also rein in den nächsten Bus. Der Busfahrer muss uns sagen, wo wir aussteigen sollen, denn ein Display oder eine Information mit den Haltestellen gibt es hier auch nicht.

Endlich gelangen wir an den Start des Scenic Walkways. Wir haben aber so lange gebraucht, dass es uns schon knapp in der Zeit wird. Wir wollen ja nicht im Dunkeln den Klippen entlang tappen ... also schnell! Keine Zeit mehr verlieren! Es war dann aber leider so, dass wir den ganzen Weg vor der Dämmerung natürlich nicht geschafft haben. Also mussten wir improvisieren. Irgendwo sind wir abgebogen, wo es nach Wohngebiet ausgeschaut hat. Leute nach dem Weg gefragt. Wir müssen zurück in die Stadt. Wie machen wir das am besten? Wir haben an die vier Personen befragt. Alle haben sie gemeint, oh, das sei etwas schwierig zu erklären von hier aus. Und jeder hat uns woanders hin geführt. Wir sind ewig herum geirrt, bis wir schließlich eine Hauptstraße gefunden haben. Und ... was für ein Glück, da kommt ein Bus! Was für ein Glück, er fährt in die Stadt! Was für ein Glück, man kann das Ticket beim Busfahrer kaufen! Und was für ein Pech, er macht eine Riesenkurve, bevor er überhaupt irgendwo in die Nähe der Stadt fährt. Wir sind also ewig unterwegs. Es ist mittlerweile stockdunkel, als wir endlich an der Endstation im Stadtzentrum aussteigen.

Nun nehmen wir den Zug. Wir haben genug von Bussen, die irgendwo im nirgendwo herumkurven. Jetzt müssen wir uns nur noch durch die Rush Hour zwängen. Schnell ein Ticket kaufen und uns unter die vielen Leute mischen, die bereits am Bahnsteig warten. Schnell ist leicht gesagt, weil es nur wenige Ticketmaschinen gibt und man darauf blöderweise keine Tickets für mehrere Personen auswählen kann. D.h. jedes Ticket muss auf diesen steinzeitlich langsamen Maschinen einzeln gelöst werden, während die Schlange hinter einem länger und länger wird. Wir quetschen uns in den Zug, der trotz Menschenmassen um diese Uhrzeit nur alle 20 Minuten kommt. Die Klimaanlage scheint wieder mal nicht zu funktionieren. Bei jedem Stop murmelt der Zugfahrer die nächste Haltestelle entnervt ins Mikrofon. Verstehen tut man natürlich nichts, er könnte genau so gut einfach gar nichts sagen. Gut, wenigstens ist der Heimweg diesmal verhältnismäßig kurz und wir wissen ja, wo wir hin müssen. Raus aus dem Zug, nun noch ein 15-minütiger Fußweg. Dann sind wir endlich wieder daheim.

Puh, Füße hoch lagern und ein Bier trinken. In meinem Fall wohl eher einen Cider. Dieser Tag hat mir wieder mal gezeigt, warum ich public transport in Sydney so gut es geht vermeide. Gefühle von Wut und Unverständnis kommen in mir hoch: Warum lassen sich die Australier das gefallen? In Melbourne gibt’s ja auch ein halbwegs vernünftiges Verkehrsnetz. Warum bringen die das in Sydney nicht auf die Reihe? Interessanterweise habe ich dazu einen Artikel gelesen, der aus der Sicht eines Sydneyianers beschreibt, wie eine Reise durch die Schweiz mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, wie eine Märchenstunde ist: Zu gut um wahr zu sein. Man könnte auch sagen, ein Hilferuf eines Aussies, der über den Tellerrand geblickt und gesehen hat, dass es auch besser geht. Der Titel des Berichts: »Das Land in dem alles funktioniert« Wie sehr ich das manchmal vermisse! Link zum Artikel

No worries!

PS: Habe ich schon mal erwähnt, dass Australien ein Land der Autofahrer ist? Mich wundert das jedenfalls kein bisschen mehr ...

FOTO: JOHN WARD (FLICKR)
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
Labels: |
4 Kommentar(e)

Wasserwaage

Australien steht ja nicht gerade für Qualität und maßgenaue Detailarbeit. Hier wird schnell mal »über den Daumen« geschätzt und dementsprechend auch erledigt. Mit Augenmaß. Die Australier sollen ja auch wirklich ein überaus gutes Augenmaß haben ... Die gute alte Wasserwaage ist deshalb ein sehr beliebtes Thema für die Aussies: Diese steht nämlich sinnbildlich für die penibel genauen (Nazi-)Deutschen, wie die Australier sie mit einem Augenzwinkern nennen würden. Haha, nicht lustig, ich weiß. Denn wer braucht schon eine Wasserwaage um Bilder aufzuhängen oder einen Kasten zu bauen? Die Aussies erledigen sowas wohl lieber freehand. Deshalb war ich auch gar nicht erstaunt darüber, dass es im Handwerkerladen nur eine einzige Wasserwaage zu kaufen gibt: Sie ist groß, gelb und schaut sehr stabil aus. Ihr habt es erraten, sie ist aus Deutschland importiert und in großen Lettern mit »Made in Germany« und »Deutsches Qualitätsprodukt« bedruckt. Ob die hier wohl jemand kauft?

No worries!
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
Labels:
0 Kommentar(e)

Australien: Bereisen oder auswandern?

Meine persönliche Antwort: Bereisen. Australien ist ein wunderschönes Land, das Touristen aus aller Welt viel zu bieten hat. Man könnte monatelang reisen und hat noch nicht alles gesehen, was es hier zu entdecken gibt. Auswandern wiederum ist jedoch ein ganz anderes Thema ...

Es ist immer wieder interessant, Rückmeldungen zum Blog zu bekommen. Diese sind sehr unterschiedlich. Diejenigen die selber ausgewandert sind, finden es zumeist sehr amüsant und fühlen sich, als ob sie endlich jemand versteht. Geteiltes Leid ist halbes Leid, wie man so sagt. Viele Daheimgebliebene meinen, ich würde mich sehr intensiv mit Australien auseinandersetzen und dabei auch einiges von kritischer Seite aus beleuchten. Andere wiederum finden es einfach nur informativ. Bei manchen wird jedoch der Anschein geweckt, dass bei den Aussies alles nur scheiße ist. Dabei ist Australien für viele das absolute Traumland schlechthin – wie kann das also sein? Ist hier wirklich alles im Eimer? Nein, natürlich nicht. Australien ist halt einfach ganz anders. Man denkt immer, hier ist es eh fast wie daheim, da kann der Kulturschock nicht all zu groß sein ... das ist jedoch weit gefehlt, wie man mit der Zeit lernt.

Ob ich jemals in diesem Land leben wollen würde? Mal abgesehen davon, dass ich das gerade mache – nein, eigentlich lieber nicht. Klar, daheim in Österreich gibt es auch Sachen, die nicht gut sind und mit denen ich nicht kann. Aber da gibt’s zumindest Leute die noch selber denken und kritisch hinterfragen können. In Australien scheint man diese wesentlich seltener anzutreffen. Manchmal kommt es mir fast so vor, als hätten viele Aussies chronischen Mangel an gesundem Menschenverstand: Hier ist doch bekanntermaßen alles einfach nur super und der Rest interessiert niemanden. Kritisieren oder Dinge hinterfragen? Das ist in den meisten Situationen nämlich absolut unangebracht. Die Australier sind meiner Ansicht nach viel zu wenig kritisch mit sich selbst und Selbstreflexion gehört auch nicht gerade zu deren Stärken. Deshalb reflexiere ich in diesem Blog ein bisschen für sie mit.

Aber in Australien da ist doch immer schönes Wetter und man kann jeden Tag an den Strand gehen! Das ist auch eher Klischee als Wirklichkeit. Kommt wahrscheinlich darauf an, wo man in Australien lebt. Die Wahrheit ist aber, dass es letzten Sommer in Sydney mindestens so viel geregnet hat, wie daheim im ländlichen Vorarlberg. Es kübelt manchmal sogar wie aus Eimern hier und Temperaturstürze sind auch keine Seltenheit. Was Sydney betrifft, ist es jedenfalls keineswegs so, dass das Wetter hier IMMER schön ist. Ich würde es eher als äußerst extrem bezeichnen – entweder man schwitzt bei Dürre und Trockenheit bis zum geht nicht mehr, oder es regnet so viel, dass Straßen überflutet werden und Bäche überlaufen. Und der Strand? Ja, die Leute die direkt am Strand leben, haben sicher was davon. Ich lebe jedoch im Landesinneren, wie die meisten Menschen, und für die ist der Strand so was wie für uns daheim die Berge, in denen wir am Wochenende oder in den Ferien beim Schifahren und Snowboarden unsere Freizeit verbringen.

Es ist am Ende halt doch was ganz anderes, ob man in einem Land Urlaub macht und nur die schönen Seiten sieht (bzw. jene Seiten die einem präsentiert werden), oder ob man tatsächlich hier lebt und sich dann auch mit den Sachen auseinandersetzen muss, die nicht so toll sind. Und da die Australier ja bekanntermaßen nach außen hin ein gutes Marketing haben, kriegt man viele Dinge erst mit, wenn man tatsächlich hier lebt. Und hinterher ist man sowieso immer schlauer. Deshalb also mein Rat, spart euch viel Geld an – denn das werdet ihr brauchen – damit ihr selber dieses wunderschöne Land mit den unschuldigen Augen eines abenteuerhungrigen Touristen bereisen könnt. Es lohnt sich allemal. Das Auswandern würde ich mir aber nochmals gut überlegen.

No worries!

FOTO: SAMUEL COLLINS (FLICKR)
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
Labels:
8 Kommentar(e)

Melbourne Cup Day

Heute ist der 6. November. Wir haben den »Melbourne Cup Day« in Australien, einer der wichtigsten Tage im Jahr des Aussie-Kalenders. Heute Nachmittag wird für drei Minuten eine ganze Nation still stehen und gespannt auf einen Bildschirm blicken oder dem Radiokommentator lauschen. Die Glücklichen, die sich im Stadion in Melbourne befinden, können das Spektakel live miterleben. Der Rest der Nation trifft sich in Pubs oder zu etwas gehobeneren Events.

Der Melbourne Cup, der dieses Jahr zum 152. Mal in Folge stattfindet, ist traditionell das meist gefeiertste Pferderennen in ganz Australien und auch über die Grenzen hinaus als eines der wichtigsten Rennen der Welt bekannt. Es gehört ebenso zu den bedeutendsten sozialen und kulturellen Events in Australien und spielt eine große Rolle in der australischen Identität. Im Bundesstaat Victoria, wo das Rennen stattfindet, ist der Melbourne Cup sogar ein offizieller Feiertag.

Neben dem Pferderennen ist der Melbourne Cup für viele auch als »ultimate style day« bekannt. Festliche Kleidung, hohe Schuhe, übertriebener Kopfschmuck und ein Glas Sekt in der Hand – so lässt man sich bei den Races blicken. So und nicht anders! Am wichtigsten erscheint den Aussies jedoch das Geld zu sein, das es zu gewinnen gibt. Es werden fleißig Wetten abgeschlossen. »Auf welches Pferd setzt du?« wurde ich heute schon x-mal gefragt. Wild wird spekuliert, Strategien werden ausgearbeitet und die Schlangen am Kiosk werden immer länger, je weiter der Nachmittag voran schreitet.

Wer wird es dieses Jahr wohl sein? Bald werden wir es wissen. Bald kann eine ganze Nation wieder beruhigt aufatmen. Aber eines ist mir jetzt schon klar: Wie auch immer dessen Name sein wird, nach dem Hund Buckie und dem Baby Sophia wird auf jeden Fall ein Pferd als nächster australischer Held gefeiert werden ...

No worries!
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
Labels: |
2 Kommentar(e)

Treffen wir uns doch auf einen Kaffee

... das hab ich schon lang nicht mehr gehört! So etwas würde man in Australien nämlich niemals sagen. Hier trifft man sich auf ein Bier, man geht gemeinsam ins Pub, aber doch nicht auf einen Kaffee! Letzteres ist reserviert fürs geschäftliche – Bier hingegen trinkt man mit seinen Mates. Die Australier belächeln mich, wenn ich vorschlage, man könnte sich auf einen Kaffee treffen ... Das sind wohl die kleinen, aber feinen Unterschiede: Wir haben eine Kaffeekultur, die Australier haben eine Trinkkultur. Wart ihr schon mal in England? Wo man die ganzen Anzugs-Menschen nach der Arbeit in Scharen im Pub antrifft? So ungefähr kann man sich das vorstellen. Also wenn schon, dann schon. Saufen (bis zum Umfallen), das können die Aussies!

No worries!
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
Labels: |
1 Kommentar(e)

Ice Cream Truck

In Australien sind Ice Cream Trucks sehr beliebt. Auch in unserer Straße hört man den Eisverkäufer oft vorbeifahren. Irgendwie gruselig, diese unschuldig sanften (leicht verzerrten) Töne ... da erwartet man fast, dass gleich das Monster aus den Büschen springt. Die Melodie erinnert mich eher an eine Geisterbahn oder ein Gruselkabinett, noch dazu kriechen die Trucks regelrecht der Straße entlang. Ganz schön verdächtig. Auch der »Rattenfänger von Hameln« ist mir schon in den Sinn gekommen. Hab ich einfach zu viel Fantasie? Ich kann mir nicht helfen, aber selbst an den wärmsten Tagen stellen sich mir die Nackenhaare auf, wenn der Ice Cream Truck vorbei fährt. Was meint ihr?



No worries!

FOTO: DAVID LEVINSON (FLICKR)
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
Labels:
3 Kommentar(e)

Australische Helden tagtäglich

Wieder mal ein toller Tag für Australien. Heute auf dem Titelblatt des Daily Bullshit ähm Telegraph: »Das Wunder von Manhatten!« Sophia, ein echtes Aussie-Baby geboren im Auge des Sturms Sandy, nachdem das Krankenhaus in New York gerade evakuiert wurde. Die Eltern, die aus Australien kommen, zeigen stolz ihr Baby her. Die Zeitung kommentiert: Was für eine tolle Geschichte. Die wird Baby Sophia ihr ganzes Leben lang begleiten!

So werden also Helden geboren. Eine fabelhafte Story, eine Katastrophe, ein (australisches) Baby und schon schmilzt den Australierin das Herz dahin. Fehlt noch, dass die Eltern das Baby in Sandy umtaufen ... hätt mich jedenfalls nicht überrascht.

Ein ausführlicher Artikel folgt in der Zeitung. Eine ganze Seite wird der Geburt von Baby Sophia und ihren Eltern gewidmet (man tut einfach mal so, als wäre es das einzige Baby, das während dem Sturm Sandy geboren wurde.) Gefolgt von einer Seite Katastrophenbericht (ist ja nebensächlich wie viele Menschen gestorben sind und wie hoch der Schaden ist). Da sieht man wieder, wo die Prioritäten gesetzt sind: Wer will schon was über eine ausländische Katastrophe wissen, wenn man einen australischen Helden haben kann? Nach dem Hund Buckie nun also Baby Sophia. Was kommt wohl als nächstes?

No worries!
Artikel lesen →
Eingestellt von : Nina Fischer
0 Kommentar(e)